Diskussion „Identität zwischen zwei Nationen – Gespräch zur doppelten Staatsbürgerschaft.“ stark besucht

Das Podium mit ihren Reisepässen (v.l.n.r. Michael Seifert, Serpil Midyatli, Emilie Setzke, Ali Güler)

Im Rahmen der von der Stadt Glückstadt koordinierten Interkulturellen Woche organisierte die SPD Glückstadt eine Podiumsdiskussion zum Thema „Identität zwischen zwei Nationen – Gespräch zur doppelten Staatsbürgerschaft.“ Die SPD-Landesvorsitzende und stellvertretende Bundesvorsitzende Serpil Midyatli war als Gast anwesend. Sie diskutierte mit Ali Güler, einem Vertreter der türkischen Gemeinde Glückstadt. Das Podium komplettierte die gebürtige Französin Setzke. Sie ist Vorsitzende der SPD Wrist.

„Mein Einstieg in die Politik war als die CDU Unterschriften gegen die doppelte Staatsbürgerschaft sammelte und eine CDU-Bundestagsabgeordnete die Frage eines Passanten („Wo kann ich gegen die Türken unterschreiben?“) kommentarlos hinnahm. Daraufhin entschloss ich mich zu engagieren.“ stellte Serpil Midyatli, welche die deutsche und die türkische Staatsbürgerschaft besitzt, direkt zu Beginn ihre Motivation in die Politik zu gehen dar. Die 2009 erste Muslima im schleswig-holsteinischen Landtag sprach sich klar für die doppelte Staatsbürgerschaft aus. Sie merkte an, dass „man zwei Identitäten hat. Diese können sich auch durch zwei Pässe ausdrücken.“ Im Alltag, machen sich die zwei Pässe aber nicht bemerkbar.

Die Podiumsdiskussion im Ratskeller

Die Entscheidung Ali Gülers für die deutsche Staatsbürgerschaft war deutlich pragmatischer: Sein Vater und er nahmen die deutsche Staatsbürgerschaft an, damit er in der Fußballlandesauswahl mitspielen konnte. Auf die Nachfrage des SPD-Ortsvereinsvorsitzenden Michael Seifert, der moderierte, wieso sich gerade junge Menschen mit türkischem Migrationshintergrund stark zur Türkei bekannten antwortete Güler, dass „die jungen türkischstämmigen Menschen in diese Richtung gedrängt werden. In der Türkei selbst, werden die zweite Gastarbeitergeneration von den Türken als Deutsche bezeichnet. Sie hängen also in der Luft. Dennoch wird die Verbindung zur Türkei immer geringer und die Identifikation zu Deutschland immer stärker.“

Für Emilie Setzke war es auch nie Thema neben der französischen auch die deutsche Staatsbürgerschaft anzunehmen. Sie hat fast keine Nachteile, da sie als EU-Ausländerin sowohl das kommunale, als auch das Europawahlrecht besitzt und sich in der Gemeindevertretung in Wrist einbringen kann. Um den Unterschied zwischen der EU-Ausländerin und den Nicht-EU-Ausländern drehte sich die Diskussion.

Die extra aus Hamburg angereiste, ehemalige Bundestagsabgeordnete und Staatssekretärin Cornelie Sonntag-Wolgast, die bei der Reform des Staatsangehörigkeitsgesetzes federführend unter Rot-Grün dabei war stellte in der Diskussion klar: „Wir wollten noch weiter gehen und die Doppelstaatlichkeit noch weiter ausbauen. Dies war aber aufgrund der Bundesratsmehrheit der CDU-geführten Länder nicht möglich.“

Einig waren sich die Beteiligten auf dem Podium in der Ablehnung der Position der Union im Streit um die doppelte Staatsbürgerschaft. Diese gibt es bereits seit 21 Jahren, soll aber nach Meinung der CDU zu einer Entscheidungspflicht umgewandelt werden. „Die Union will das Rad der Zeit zurückdrehen.“ brachte es Michael Seifert auf den Punkt. „Wenn es bei der doppelten Staatsbürgerschaft ein klares Verbot gäbe, wäre das hinnehmbar, aber es gibt viele Länder, für die es beim Doppelpass Ausnahmen gibt – die Türkei zählt nicht dazu. Das ist nicht zu verstehen!“ pflichtete die SPD-Landesvorsitzende bei. Augenzwinkernd brachte Midyatli die Vorteile auf den Punkt. „Man hat bei der Europameisterschaft immer zwei Teams, die man unterstützen kann“

Der SPD Ortsvereinsvorsitzende Michael Seifert war von der Veranstaltung begeistert. „Es war ein schöner Meinungsaustausch und eine lebendige Diskussion, bei der das Publikum stark mitdiskutiert hat. So soll eine politische Diskussion sein.“ Auch SPD-Vorstandsmitglied Tim Behrmann fand die Diskussion „sehr anregend zu eigenen Gedanken zu diesem Thema.“